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Mein Kind hat Heuschnupfen – Ursachen und Lösungsansätze

Die Ursache von Heuschnupfen und anderen Allergien liegt in unserer Lebensführung selbst – die Lösung dieses Problems, darin, diese entsprechend zu verändern. Laut einer Studie leiden derzeit in Deutschland ca. 10% der Zehjährigen und 15% der Fünfzehnjährigen an Heuschnupfen. Das Robert-Koch-Institut verglich zwischen 2003 und 2006 im Rahmen einer Studie die Häufigkeit von Allergien von sozial benachteiligten Familien mit Kindern aus der Oberschicht. Demnach entwickelten 13,6 % der Kinder mit schwierigeren und 18,9% mit besseren Lebensumständen eine Allergie. Die höhere Allergierate der Oberschicht-Kinder wurde auf ein gewissermaßen antibakterielles Leben, dem Schutz vor dem Kontakt mit möglichen Krankheitserregern und der somit fehlenden Chance für das Immunsystem, sich “gesund zu entwickeln” zurückgeführt.

Baby in der Natur

Ursachensuche

Um eine Lösung zu finden, müssen zunächst die Faktoren beleuchtet werden, welche die Entstehung von Heuschnupfen (oder anderen Allergien) begünstigen. Laut Dr. med. Thomas Lob-Corzilius, Kinderarzt, Allergologe und Umweltmediziner am Christlichen Kinderhospital Osnabrück, trete Heuschnupfen frühestens ab dem 5. Lebensjahr auf. Und könne sich unbehandelt auf die Bronchen verlagern, was Asthma hervorrufen kann.

Die Voraussetzungen werden jedoch schon früher geschaffen, durch:
  • Umweltbelastungen wie Stickoxide, Feinstaub oder Emissionen
  • verwendete Polituren, Farben oder Lacke auf Möbeln und Holzschutzmittel
  • übertriebene Sauberkeit
  • rauchende Familienmitglieder
  • Veranlagung
  • Stress und psychische Belastungen
  • ungesundes Essen (Fast Food)

Als eine Ursache sieht Dr. Lob-Corzilius an viel befahrenen Straßen wohnende Kinder durch benannte Stickoxide und Feinstaub stärker sensibilisiert für Heuschnupfen als andere.

Die sogenannte Hygiene-Hypothese beinhaltet im Groben, das vorherig festgestellte, fast schon sterile Aufwachsen mancher Kinder. Antibakterielle Seifen, desinfizierende Putzmittel und eine geradezu keimfreie Umgebung geben dem Immunsystem keine Aufgabe. Und “Wenn man das Immunsystem …” laut Priv.-Doz. Dr. Markus Ege – Allergieforscher an der Kinder- und Polyklinik im Dr. Haunerschen Kinderspital München – “nicht beschäftigt, kommt es auf dumme Gedanken” und entwickelt schon mal Antikörper gegen harmlose Stoffe wie Pollen.

Das Aufwachsen in einer verrauchten Umgebung und das von klein auf ständige Einatmen von Tabakrauch erhöht das Risiko an Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken ungemein. Dies wird auch als weitere begünstigender Faktor gesehen, der das Ausbrechen einer derartigen Allergie bei erblich vorbelasteten Kindern begünstigt. Mittlerweile ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Nachkommen von Allergie betroffener Eltern, unter Einbezug weiterer bestimmter Voraussetzungen, selbst zu Allergien neigen.

Ein weiterer begünstigender Faktor – und keinesfalls zu unterschätzen – ist der Stressfaktor bzw. die psychische Komponente. Ist eine Allergie bei einem Kind veranlagt, aber noch nicht ausgebrochen, so tritt sie häufig unter besonderer Belastung erstmalig zum Vorschein. Aber nicht nur das. Ständig “dicke Luft” zu Hause, Schulstress oder prägende Erlebnisse, wie die Scheidung der Eltern, ein Todesfall oder das Hinzukommen eines Geschwisterkindes, kann eine vorhandene Allergie noch verstärken.

Ungesättigte Transfettsäuren und Konservierungsstoffe, wie sie in Fast Food vorkommen, können bei einem Mindestverzehr dessen von 3 Mal pro Woche das Risiko für Heuschnupfen, Asthma und allergische Hautausschläge erhöhen. Dies fanden internationale Forscher im Rahmen einer Studie an 319.000 13- bis 14-Jährigen und ca. 180.000 6- bis 7-Jährigen heraus, auf 51 Länder verteilt.

Heuschnupfen bei Kindern

Wie kommt es zum Heuschnupfen?

Nachdem durch Pollen von Blüten, Gräsern, Bäumen oder Kräutern eine stärkere Reaktion im Organismus hervorgerufen wurde, wird dies an das körpereigene Abwehrsystem signalisiert. Antikörper werden vorsorglich gebildet. Beim nächsten Kontakt mit den Pollen setzen diese Histamine frei, welche entzündliche Prozesse in Gang bringen.

Hausstaub (bzw. Hausstaubmilben), Schimmelpilze oder Tierhaare beispielsweise, können die gleichen Symptome hervorrufen. Zu unterscheiden sind derartige Allergien über die Zeitspanne des Auftretens. Während Heuschnupfen zeitlich begrenzt auftritt, können andere “Stoffe” Babys, Kinder und andere Betroffene das ganze Jahr über quälen.

Heuschnupfen äußert sich in ganz typischen Symptomen:

  • juckende (oder brennende) Augen
  • Naselaufen (Schnupfensymptomatik)
  • Niesattacken
  • Übelkeit, Kopfschmerzen bis Erbrechen (bei schwereren Verläufen)

Wie bereits erwähnt, treten Heuschnupfensymptome zu verschiedenen Zeiten auf. Dies kann je nach Allergen in unterschiedlichen Monaten sein (entsprechend der Blütezeit) oder über die gesamte Zeitspanne der Wachstumsperiode von Pflanzen anhalten.

  • Frühjahr: Baumpollen (Haselnuss, Weide, Eiche, Erle, Pappel, Ulme)
  • Früh- und Hochsommer: Getreide und Gräser
  • Spätsommer: Kräuterpollen

Ähnliche Symptome bei Nahrungsmitteln

Mit sogenannten Kreuzallergien sollten Sie bei Babys und Kindern mit Heuschnupfen immer rechnen bzw. solche in Betracht ziehen. Ein Kribbeln auf der Zunge beim Essen von Nüssen oder Äpfeln mag Ihnen harmlos vorkommen, wenn es dem Kind überhaupt geglaubt wird. Doch, was sich seltsam anhört, ist eine wichtige Warnung. Bestimmte Eiweißstoffe, die auch in den Pollen vorkommen, können ähnlich angelegt auch in Lebensmitteln enthalten sein. Nüsse oder Obst, aber auch Weizen und Kartoffeln lösen erstmalig ein kribbelndes Gefühl und/oder Laufen der Nase aus.

Vorsicht! Beim nächsten Verzehr könnte die Zunge bereits erheblich anschwellen und das Atmen erschweren oder gar zu Atemnot führen. Wenn sie derartige Entdeckungen machen, ist das betreffende Nahrungsmittel konsequent zu meiden und der Kinderarzt oder Allergologe zu informieren. Listen über infrage kommende Lebensmittel gibt es im Internet.

Mein Kind hat Heuschnupfen, was kann ich tun?

Der erste Weg führt Sie zum Kinderarzt. Dieser wird Ihnen einen Allergietest (Pricktest) beim Allergologen empfehlen. Sobald Sie eine Allergie in Erwägung ziehen bzw. eine solche bestätigt wurde, sollte ein Allergietagebuch geführt werden.

  • Wann treten die Symptome bei meinem Kind auf?
  • Wann vielleicht verstärkt?
  • Tageszeit, Monat, Wetter, im Haus oder draußen etc.
  • Reagiert mein Kind auf bestimmte Lebensmittel?
  • Wie?

Ein wichtiger Punkt ist die Ursachensuche, wobei nicht immer eine bestimmte Ursache zu erkennen ist. Oft spielten mehrere begünstigende Faktoren zusammen. Manchmal wird rückblickend ein bestimmter Auslöser sichtbar. Diesen gilt es (wenn möglich) auszuschalten oder zu mildern. Da Allergien nicht selten eine psychosomatische Ebene besitzen, bieten viele Kliniken eine diesbezügliche Betreuung für Kinder und Eltern an.

Ansonsten gilt es, die Symptome weitestgehend zu lindern, durch:
  • staubfreie Umgebung
  • trockene, windige Tage in geschlossenen Räumen verbringen
  • Nachts oder bei Regen lüften
  • lindernde Augentropfen und Nasensprays verschreiben lassen
  • entsprechende Lebensmittel meiden
  • Verständnis zeigen
  • im Haus nicht rauchen
  • Spazierengehen an großen Straßen zur Hauptverkehrszeit meiden

Vorbeugen ist besser als heilen

Um das Immunsystem des Neugeborenen zu stärken und den vorhandenen Nestschutz auszubauen, gilt Stillen noch immer als gesündeste Ernährung für einen guten Start ins Leben. Es ist in jedem Fall die beste Voraussetzung für ein Kind, auch wenn der Effekt der Vorbeugung von Allergien durch Muttermilch noch nicht bestätig werden konnte. Da leider nicht alle Mütter stillen können oder möchten, wird für Babys mit entsprechender familiärer Disposition hypoallergene Säuglingsnahrung für die ersten 6 Monate empfohlen. Der Grundgedanke hierbei ist, dass ein möglichst spätes in Kontakt kommen mit möglichen Allergenen das Ausbrechen einer Allergie verhindert oder zuminderst verzögert. Ebenso empfehlenswert ist eine dem Alter entsprechende Mischkost, bestehend aus frischem Gemüse, Obst und Getreide sowie zur gegebenen Zeit Fleischmahlzeiten.

Kinder spielen in der Natur

Priv.-Doz. Dr. Markus Ege identifizierte in Bauernhofstaub mehrere Pilz- und Bakterienarten als in andere, beispielsweise städtischer Umgebung. Bauernhofkinder sind meist gesünder und leiden seltener an Allergien als Stadtkinder. Folglich ist der Umgang mit Tieren und ein gewisses Pensum “Schmutz” gut um das Immunsystem in gesunder Weise zu trainieren. Aus einem Interview der Zeitschrift Eltern ging eine interessante These hervor. So bewerteten die befragten Eltern zum Thema Sterilisieren den heruntergefallenen Schnuller des ersten Kindes erst nach dem Säubern und Sterilisieren als rein, den des zweitgeborenen Kindes nach dem Aufheben und Abpusten des Staubes.

Natürlichkeit, Liebe und Naturschutz

Bestimmte Krankheiten und Allergien kamen mit dem Wohlstand in unsere Gesellschaft. Natürlich ist es heutzutage nicht mehr nötig und schicklich, die Kinder in “Dreck und Speck” aufwachsen zu lassen. Ebenso unangebracht sind allerdings auch desinfizierende Reiniger und stetige Händedesinfektion im eigenen Haushalt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das richtige Maß ist gefragt. Zudem brauchen Kinder, die oftmals alles haben, Sicherheit und Geborgenheit in der Familie. Zuhören ist sehr wichtig, wenn auch in dieser hektischen Zeit nicht immer leicht. Engagement für die Umwelt kommt Ihnen, Ihren Kindern und weiteren Nachfahren zugute.

Bildernachweis:
alle Bilder – CC0 Public Domain / Pixabay.com

About Peggy

Mein Name ist Peggy und ich bin Mutter eines Sohnes. Gerne freue ich mich über einen Erfahrungsaustausch mit anderen Mamas über fast alle Themen rund um Baby und Kind. Noch mehr über mich findest du auf meinem Google+ Profil

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